Ich habe mir lange überlegt, ob ich wiedermal etwas sehr persönliches von mir preisgeben soll oder nicht.. nun habe ich mich doch noch dafür entschieden und zwar, weil ich weiterhin meine „Fehler“ bzw. meine Erfahrungen dafür nutzen möchte, um so viele Mädels wie möglich davor zu bewahren, ins gleiche Schema zu rutschen wie ich.
Ich muss zugeben, dass mir das Schreiben für Euch nicht schwer fällt, ganz im Gegenteil. Aber zu wissen, dass Freunde und Familie aus meinem Umfeld mitlesen, macht mir ein wenig zu schaffen, weil ich Mühe habe, sie „so nahe“ an mich ranzulassen.. wisst ihr was ich meine? Ich werde wohl trotzdem nicht aufhören zu schreiben, weil das Schreiben mir wahnsinnig gut tut und der Zuspruch von allen Seiten mich motiviert, so weiterzumachen!!
Nun zur Geschichte wie ich in 2 Monaten ca. 8kg verlor und diese in einem halben Jahr wieder zunahm..
Sommer 2012
Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, war ich nie übergewichtig. Bis an mein 20. Lebensjahr trug ich meistens Grösse M. Was man aber bei diesen Bildern nicht sieht, ist dass ich vor den Sommerferien 2012 ab und zu mal Sport getrieben hatte, aber wohl nicht genug, um abzunehmen. Im Gegenteil, ich hatte sogar zugenommen!
Das bemerkte ich aber erst, als ich die Fotos zwei Monate später ansah.. und der Frust wuchs in mir. Ich verstand die Welt nicht mehr: Wie kann man zunehmen, wenn man doch Sport macht? Also achtete ich auch gar nicht mehr auf die Ernährung und ass mehr und mehr.. bis ich Grösse M dann doch sehr gut „füllte“.
Winter 2012/13
Dann sah ich mir die Bilder von Silvester an (rote Hose, weisse Blouse) und mir wurde bewusst, dass ich etwas zu ändern hatte. Im Frühling 2013 war ich per Zufall durch Instagram auf einen Fitness- Account gestossen. Diese Person (die jetzt übrigens auch mit einer Esstörung zu kämpfen hat) hatte damals unglaubliche Erfolge in kürzester Zeit mit der „Insanity“- DVD erzielt. Also habe ich sie mir zugelegt und das Programm durchgezogen. Nebenbei noch Zumba und Joggen und und und … Also hatte ich bis zum Sommer 2013 meine Traumfigur.
Frühling 2013
Ich war in einem krassen Abnehm- Rausch.. ich meine: 2-3h Cardio täglich!!
Juni 2013
Juli 2013
Mein Papa, der übrigens in Spanien wohnt, hatte mich nach einem halben Jahr, indem wir uns nicht mehr gesehen hatten, nicht mehr erkannt. Er und auch ganz viele andere hatten mich liebevoll gewarnt, ich solle aufzupassen.. nicht, dass ich noch ganz verschwinden würde, so dünn wie ich plötzlich war. Ich war aber total motiviert und liess mir das auch nicht nehmen. Doch schon da kam ein Problemchen auf.. ich hatte Angst, bei jeder Süssigkeit oder bei jedem Bissen zuzunehmen. Sommer 2013 war ein Auf und Ab der Gefühle. Sport, Essen, nochmehr Sport, usw.. bis ich noch mehr abnahm. Es war ein ständiger Teufelskreis. Vielleicht können sich einige von euch mit dieser Situation identifizieren?
Herbst/ Winter 2013
Im Herbst 2013, als mein Studium begann, ging die Motivation immer mehr und mehr verloren.. meine Essgewohnheiten hatten sich auch verändert und natürlich habe ich ein bis zwei Kilo zugelegt. Wenn ich’s mir jetzt anschaue, hätte ich zufrieden sein können. Vom totalen Übertraining und der überschüssigen Motivation blieb nicht mehr viel übrig. Als neue Motivation habe ich mich dann im Fitness- Center angemeldet. Dorthin ging ich regelmässig aber achtete nicht auf die Ernährung (Weihnachten, Silvester, Feiertage,..) also wurde ich „massiger“. Ich war so unzufrieden, dass ich leider fast keine Fotos von mir habe.
Februar 2014
Dann ergriff mich die doofe Idee, beim „Projekt Sexy Bauch“ mitzumachen und abgesehen von meinem Geburtstag hatte ich 2 Monate lang kein Stück Schokolade, keine Chips und sehr wenig Kohlenhydrate gegessen. Meine Motivation, die irgendwo im Herbst 2013 verloren ging, war wieder da.
Toll.
Wie man an den Bildern sehen kann, habe ich tatsächlich geschafft, in 2 Monaten das beste aus mir rauszuholen. Ästhetisch vielleicht, ja.. aber innerlich ging ich ein Stück mehr kapputt. Wieso? Weil dann diese Fressattacken erst richtig begonnen hatten. Plötzlich war der Wettbewerb weg und mein Körper hatte das Gefühl, er müsste ALLES aufholen, was ich ihm 2 Monate lang verboten hatte. Also habe ich nach und nach wieder an Gewicht zugelegt.. Übrigens war ich noch nie ein Freund der Waage und ging deshalb NIE auf die Waage. Ich achtete nur auf mein Spiegelbild.
Doch plötzlich wurde die Waage doch noch wichtig. Wieso?
Mai 2014
Ich habe als Unterstützung für meine Mama die Stoffwechselkur gemacht. Dort ging ich JEDEN TAG auf die Waage, weil ich so fasziniert vom schnellen Erfolg war. Jeden Tag ging ich ein paar 100g runter und war wieder total glücklich. Ich hatte in den 3 Wochen ca. 7.5kg abgenommen und fühlte mich wie neugeboren. Endlich hatte ich die Figur vom Sommer 2013 wieder! Doch da fing alles wieder von vorne an.. Die Schuldgefühle bei jedem Bissen, der übermässige Sport, .. Sommer 2013 war plötzlich wieder da.
Ich hatte mich von Instagram gelöscht, weil ich mir ganz plötzlich sicher war, dass Instagram und dieser ganze Fitnesswahn mir das alles eingebrockt hatte. Ich begriff, dass ich immer und immer wieder die gleichen Fehler begehe, nur um einem Ideal zu entsprechen.
Doch wenn ich keine Schoki mehr kaufe, um nie mehr Süsses zu essen.. oder Instagram lösche, um mich nicht mehr beeinflussen zu lassen, dann renne ich vom Problem weg. Ich bekämpfe es nicht.
Ich weiss immer noch nicht, ob Instagram ein Segen war oder eher ein Wegbegleiter in die falsche Richtung. Wenn ich mir alle Bilder jetzt anschaue, finde ich mich auf gar keinem richtig dick. Also zumindest nicht so dick, wie ich mich jedes mal sah. Doch wieso blendet uns unsere Wahrnehmung so? Weil man sich vergleicht. Mit anderen. Mit dünneren. Mit dickeren. Mit glücklicheren. Mit traurigeren. Mit Frauen. Mit Männern. Mit Models. Mit jedem. Doch wer gibt uns das Massstab vor? NIEMAND! Und genau das muss ich lernen. Das müssen viele von uns lernen. Wir sind alle verschieden, sprich: Anderer Stoffwechsel, anderer Körperbau, andere Fettverbrennung, anderer Muskelaufbau.. andere Grösse, anderes Gewicht.
Wie ihr an den Bildern sehen könnt, ist mein Gewicht in den letzten zwei Jahren rauf und runter. Ich habe alles mögliche erlebt und durchgemacht.. habe vieles ausprobiert und bin jetzt um einige Erfahrungen reicher! Ich bezeichne viele Erfahrungen als Fehler.. doch irgendwie haben mich diese „Fehler“ gelehrt und zu dem gebracht, was ich jetzt bin.
Lange (seeehr lange) Rede, kurzer Sinn: Ob ihr Kohlenhydrate vom Menüplan streicht, Cheatdays eihnlegt, Keto- Diäten macht oder nach dem Prinzip von „High Carb Low Fat“ lebt.. testet aus, was euch gut tut und was euch glücklich macht. Wenn ihr schnell genug merkt, dass euch etwas belastet, dann schmeisst diesen Balast verdammt noch mal weg, bevor es zu spät ist!!
Viele wollten wissen, wie es jetzt so um mich und meiner Ernährung bzw. meinem Wohlbefinden steht. Ich habe für mich gemerkt, dass es sich nicht lohnt, etwas anzustreben (z.B Sixpack) wenn man nicht bereit ist, auf den Seelenfrieden zu verzichten. Ich KANN mich NICHT einseitig ernähren. Für viele mag das in Ordnung sein, für mich wäre es nur kurzfristig. Auf langer Sicht ist mir eine ausgewogene Ernährung mit ab und zu Sünden viel viel mehr wert.
Ich habe mir vor ca. 2 Monaten das Buch „Intuitiv Abnehmen“ gekauft aber noch nicht angefangen zu lesen, weil ich im Moment ziemlich zufrieden und gelassen lebe. Ich esse mehrheitlich das, worauf ich Lust habe. Das ist aber enorm schwierig, weil ich manchmal meinen „Gelüsten“ nicht traue, da die Angst zuzunehmen, doch noch irgendwo in meinem Kopf umher schwirrt. Es braucht viel Energie, Fressattacken nach ein paar Stückchen Schokolade zu unterbinden, weshalb ich in stressigen Situationen einfach die Finger von jeglichen Süssigkeiten lasse. Es mag vielleicht einige irritieren oder stören, aber für mich ist es momentan das beste. Ich habe vielleicht auch wieder ein zwei Kilos zugelegt, aber ich versuche, wieder in ein „normales“ Leben zurückzukehren wo meine Hauptsorgen nicht der Ernährung und dem Abnehmen gehören. Ich treibe regelmässig Sport, um den Ausgleich zum Alltag beizubehalten, aber nicht mehr 6x die Woche mehrere Stunden, um abzunehmen. Wenn ich KEINE LUST auf Sport habe und das kann mal mehrere Tage hintereinander vorkommen, dann lasse ich es sein. Und es geht mir gut. Ich hoffe, ich kann das in ein paar Monaten noch sagen und wünsche mir ganz fest, dass jede Frau und jeder Mann das von sich behaupten kann. Denn jeder hat das Recht aufs Glücklich sein.
Morenita
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*Dieser Beitrag ist von meinem alten Blog importiert. Der Blog hiess damals www.m0reniita.blogspot.ch