Jede Frau hat eine andere Vorstellung von ihrer Traumfigur. Manche wünschen sich dünn zu sein.. andere gehen noch weiter und wünschen sich, eine dürre / magere Figur zu haben. Wiederum andere wünschen sich, sie hätten mehr kurven. Kleinere Frauen möchten gern grösser sein.. Grössere Frauen vielleicht ein bisschen kleiner. Die, die enorm grosse Brüste haben, möchten gerne eine Körbchengrösse weniger haben und umgekehrt. Meine Idealvorstellung ist nicht die gleiche wie deine. Und deine ist nicht die gleiche wie die einer anderen.
Darf ich vorstellen? Meine Wunschfigur.
Meine Wunschfigur ist schon bald 2 Jahre alt und die Folge von drei Monaten exzessivem Sport und Ernährungsumstellung. Ich war zu dieser Zeit wirklich übermässig motiviert und nicht zu bremsen. Ich hatte praktisch keinen Tag ausgelassen, um Sport zu machen. Sport? 2 Stunden täglich waren schon fast normal bei mir. Langsam tastete ich mich auch an mehr Gemüse und mehr Salate. Trotzdem ass ich weitestgehend unbekümmert, weil ich Erfolge sah. Das Problem?
Ich konnte mein Gewicht nicht halten. Zumindest nicht sehr lange.
Meine Wunschfigur ist mein Problem. Heute.
Ich schaffe es leider immer noch nicht, mich von ihr zu lösen. Ich meine, sie ist der Grund, wieso ich letztes Jahr jeden Tag geheult hatte. Ich wollte wieder so sein wie mein altes Ich. Ich wollte wieder dazu gehören, zu dieser Instagram- Fitnesswelt. Ich wollte wieder Komplimente und Lob erhalten, für meine Leistung. Und was meine Angst noch mehr beeinflusste: Ich wollte nie nie nie wieder so sein, wie ich vor meinem alten ich war.
Mein noch älteres Ich:
Ich weiss, dass ich nie dick war. Trotzdem gefiel bzw. gefällt mir mein altes Ich besser. Rein optisch. Gut ging es mir aber nicht. Also vor zwei Jahren. Um genau zu sein, ging es mir miserabel. Ich war wie gespalten. Einerseits war ich stolz auf mich und total happy, endlich dünn zu sein. Anderseits war mein Alltag von Kontrolle und Sorgen geplagt, weil ich Angst hatte, zuzunehmen.
Meine Angst war ja schliesslich auch berechtigt. Ich hatte mit dem Studium plötzlich keine Zeit mehr, exzessiv Sport zu treiben.. Meine Motivation stagnierte. Ich wurde faul, weil ich nach der Schule einfach nur müde war.
Und wo stehe ich heute? Ich erhalte E-Mails von Leuten, die das gleiche oder ähnliches durchmachen wie ich. Leute, die in die gleiche Falle tappten wie ich. Leute, die nicht mehr wissen, wie man sich zu ernähren hat, ohne zuzunehmen und/ oder ein schlechtes Gewissen zu haben.
Ich habe letztes Jahr, versucht, andere zu warnen.. Weil ich bei so vielen mitansehen konnte, wie sie in das gleiche Strudel geraten. Dann habe ich zu bloggen angefangen und gemerkt, dass noch viel viel mehr Personen schon zu weit gegangen sind. Todunglückliche Leute.
Mit dem ganzen Fitnesswahn fühle ich mich machtlos. Ich meine, ich liebe Sport wirklich und auch eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Aber eben dieser Wahn gepaart mit meiner Wusnchfigur, dem alten Ich, stehen mir im Weg.
So gut es geht, halte ich Abstand von dem ganzen Wahn.. Und es gelingt mir die grösste Zeit wirklich gut. Ich stehe darüber und finde Wege, meinen Alltag sorgloser zu gestalten.. unbekümmert. So wie es früher mal war. Ich werde als Inspiration und Vorbild gesehen (kann ich immer noch nicht glauben. DANKE!) , was mich noch mehr bestärkt, diesen Weg zu gehen. Gegen den Strom zu schwimmen. Gegen diesen Fitnesswahn, der in meinen Augen nur so genannt wird. Eigentlich ist es vielmehr immer noch einen Magerwahn. Zumindest, was ich so bei vielen Mädchen sehe.
Ich gebe zu, dass meine starke Wand manchmal zu zittern beginnt. Denn mein altes Ich schleust sich in meine Gedankenwelt. Manchmal ist es zu verlockend, dem Wahn zu verfallen. Mitzumachen. Dazuzugehören. Doch dann erinnere ich mich, was ich schon alles durchmachen musste und setze weitere Steine auf meine starke Wand. Mein altes Ich kommt nicht mehr durch.
Nie mehr.
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*Dieser Beitrag ist von meinem alten Blog importiert. Der Blog hiess damals www.m0reniita.blogspot.ch