„ich hätte total Lust, Schokolade zu essen. Oh man.. dabei möchte ich doch auf meine Figur achten. Jetzt ist schon Mittwoch und ich achte jetzt seit Montag penibel auf meine Ernährung und jetzt das? Es ist noch nicht Wochenende! Ich muss durchhalten.. Oh man.. ich hatte doch am Wochenende schon mehr als genug genossen!“
.
.
„Ach komm.. ein Stück Schokolade wir mir wohl nicht schaden! Mmmhh.. endlich.“
.
.
„OH NEIN!! ich kann meine Lust einfach nicht stillen. Aber wieso? Ich habe doch jetzt schon fast die halbe Tafel gegessen. Wieso habe ich immer noch Lust auf Schokolade? Wieso?“
.
.
„Jetzt ist es doch auch egal. Ein paar Kekse werden nicht schaden. Toffifee, wo sind die M&M’s?“
.
.
„Ich hasse es. Wieso muss ich immer die Kontrolle verlieren? Mein Bauch.. er ist so geschwollen, so dick.. so unschön. Wieso schaffen es all die durchtrainierten Mädels, so toll auszusehen? Haben die wirklich so eine krasse Disziplin? Wieso habe ich die nicht? Was ist nur los mit mir? So kenne ich mich eigentlich gar nicht..“
.
.
Ich weiss, dass diese Worte gerade für einige sehr erschreckend sein können. Ich weiss aber auch, dass sich leider sehr viele Menschen in diesen Worten wiederfinden. Heisshunger war schon immer ein großes Thema. Von allen Seiten her kommen Tipps und Tricks, wie man Heisshunger entgehen oder stoppen kann. Doch Fressanfälle? Die sind eher verpönt. Man macht einen großen Bogen um dieses Thema.
Als ich im im März 2014, also vor bald zwei Jahren, über meine Gefühle und Gedanken nach meinen ersten Fressattacken angefangen habe zu schreiben, war ich eher ein Einzelfall in dieser disziplinierten, dem Fitness- Trend nachlaufenden Social Media- Welt. Ich fühlte mich als Versagerin, weil ich meinen Körper und meinen Kopf nicht unter Kontrolle halten konnte und so viel Schokolade auf einmal ass, wie ich sonst in einem ganzen Jahr essen würde.
Heisshunger kann tatsächlich zu Fressattacken führen. Aber Achtung, nur weil man mal ein Fressgelage gehabt hat, heisst das nicht, dass man automatisch unter einer Essstörung leidet. Wir Menschen sind oftmals einfach emotionale Esser, die Essen nicht nur als Energiezufuhr sehen sondern als Bewältigung / Ersatz von unangenehmen Gefühlen.
Und lasst euch sagen: Ihr seid absolut keine schlechten Menschen und auch keine Versager, nur weil ihr unkontrolliert große Mengen Essen zu euch nehmt. Denn es ist normal, dass man machmal die Kontrolle verliert, wenn man nur ein Stück Schokolade oder nur einen Keks essen möchte.
Wieso?
Nahrungsentzug.
Ja, ihr habt es richtig gelesen. Wer von euch war schon mal in einer Diät? Wer von euch hat sich auch schon vorgenommen, gesünder zu essen und wer von euch, hatte auch schon den Wunsch, endlich etwas abzuspecken?
Diese Gedanken und Wünsche gehen meistens mit einem Nahrungsentzug einher. Das heisst, dass sich viele beim Wunsch, etwas abzunehmen, sich anfangen gewisse Nahrungsmittel bewusst und /oder unbewusst zu verbieten. Um konkret zu werden, ich hatte mir im Laufe der Zeit immer mehr kohlenhydrathaltige Speisen verboten. Ich hatte es zwar nicht explizit ausgesprochen, doch ich tat es Tag für Tag. Und wenn ich mir eins dieser verbotenen Speisen „gönnte“, dann war es meist am Wochenende und unter dem Namen „Cheatday“ getarnt.
Nun ist es so, dass eine Diät sowohl biologische als auch psychische Folgen hat. Ihr könnt im Grunde gar nichts dafür, dass ihr euch komplett dem Essen hingebt und nicht mehr aufhören könnt. Die einzige „Schuld“, die ihr daran trägt, ist, dass ihr überhaupt Diät haltet und euch gewisse Speisen verbietet. Für alles andere ist unser Körper und unser Kopf schuld. Glaubt mir!
Denn der Körper holt sich immer das, was er braucht.
Essen führt dem Körper Energie zu, die er wiederum zur Bewältigung unzähliger Funktionen braucht. Essen ist und war schon immer für das Überleben essentiell. Wenn man nicht oder zu wenig isst, reagiert das Hirn sofort. Hunger und ein unbändiges Verlangen nach Essen entstehen. Viele Diäthaltende versuchen diese Signale zu unterdrücken. Doch Hunger ist ein biologischer Trieb, den man nicht unterschätzen darf.
Und wie sieht es mit den psychischen Folgen aus?
Nahrungsentzug. Abnehmen. Schönheitsideale. Wunschvorstellungen. Disziplin. Sport. ÜBERESSEN?
Wenn man ständig unter Nahrungsentzug ist, ist ein Essanfall nicht weit weg. Wer von euch hat sich auch schon eine Speise bzw. ein bestimmtes Nahrungsmittel „verboten“?
„Ich werde jetzt eine Zeit lang Schokolade fasten.“
„Ich verzichte während zwei Wochen auf Kohlenhydrate. Kein Brot, keine Pasta, keine Kohlenhydrate mehr.“
Das Problem dabei ist, dass unser Kopf nicht lange mitspielt. Denn genau dann, wenn man sich etwas bewusst oder unbewusst verbietet, wird das Verlangen danach größer und größer. Das ist eine natürliche Körperreaktion. Dafür könnt ihr rein gar nichts. Deshalb ist es so schwierig, eine Diät oder ein Nahrungsentzug diszipliniert durchzuziehen.
Das, was man sich eigentlich verboten hat, um ein bisschen an Gewicht zu verlieren.. genau das schwebt die ganze Zeit irgendwo im Hinterkopf. Die Lust, dieses eine Nahrungsmittel zu essen, verleitet einem früher oder später dazu, sich doch ein Stück zu gönnen. Bei mir war es die Schokolade. Doch auch bei mir blieb es nicht bei einem Stück. Ich konnte nicht mehr aufhören.
Ich dachte mir: „Ach komm, ein Stück darfst du dir schon gönnen. Dann ist die Lust wenigstens gestillt und wegen einem oder zwei Stück Schokolade werde ich nicht dick.“
Doch dann passierte das, was eigentlich jedes mal passierte, wenn ich mir etwas „gönnte“. Ich konnte nicht mehr aufhören, weil ich es mir so lange verboten hatte und wusste, dass ich es mir weiterhin verbieten werde. Sonst würde ich ja nie abnehmen. Also ass ich, als wäre es das letzte Mal. Ich ass..
.. und ass..
.. und ass.
Die Schuldgefühle wurden dabei immer größer und das Verlangen bzw. die Lust auf Schokolade immer kleiner. Trotzdem konnte ich nicht mehr aufhören.
„Ach, jetzt ist es eh schon zu spät. Was soll’s!“
Ich bin mir sicher, dass viele dieses Phänomen kennen. Die Woche durch ist man vorbildlich diszipliniert und achtet penibel auf die Ernährung und am Wochenende hat man geplant, sich ETWAS zu gönnen. Viele nennen dies Cheatmeal oder Cheatday. Okay. Dann passiert eben das oben genannte und man kann nach einer Portion Pasta einfach nicht mehr aufhören zu essen und dann denkt man sich: „Ach, Montag ist ein Neuanfang. Dann kommt alles gut. Ich werde wieder diszipliniert sein. Meiner Figur schadet dieses eine Mal Überessen nicht.“
Doch meistens bleibt es nicht bei einem Mal.
Bei mir war es anfangs wirklich nur an Wochenenden. Dann überkamen mich diese überwältigende Heisshunger Attacken unter der Woche. Irgendwann mal war ich so weit, dass ich mich jeden Tag überass.
Und da wurde mir bewusst, dass das so nicht weitergehen durfte.
.
.
Wenn ihr also das gleiche durchmacht, dann durchbrecht diesen Kreislauf. Ihr könnt, wie oben schon gesagt, nichts dafür wenn ihr die Kontrolle über euch selbst verliert. Körper und Psyche spielen eine große Rolle! Das einzige, was ihr tun müsst, ist: ENDLICH MIT DEM ESSEN FRIEDEN SCHLIESSEN!
.
.
In einem zweiten Teil werde ich euch erklären, wie man mit dem Essen Frieden schliessen kann. Denn ich weiss, dass viele Faktoren diesen Prozess beeinflussen können und ich weiss auch, wieso es so schwierig ist. Aber ich habe es auch geschafft!! Ich hätte es in meinen schlimmsten Zeiten niemals gedacht, dass ich wieder ein normales Verhältnis zum Essen entwickeln könnte.. aber ich habe mich zusammengerissen und alles dafür getan. Und nun möchte ich euch helfen.
10 Comments
Sehr schön geschrieben und ich erkene mich in manchen Teilen so wieder.
Danke 🙂 da bist du leider nicht die einzige. Deshalb schreibe ich solche Texte..
Das ist ein sehr schöner Text. Das mit dem Heßhunger auf Schokolade kenne ich sehr gut 😀
[…] Hier ein Beitrag, der mir persönlich sehr am Herzen liegt. In diesem Beitrag erkläre ich, was Verzichten und Verbieten im Kopf und im Körper auslösen: Heisshunger & Fressattacken. […]
Ich kann Teil 2 leider nicht finden 🙁
Weil ich noch nicht geschrieben habe. Kommt aber bald ☺
[…] und Fressattacken. Damit ihr in diesem Beitrag versteht, was ich meine, müsst ihr unbedingt zuerst Teil 1 lesen. Dort beschreibe ich, wie und wieso es zu Fressattacken […]
[…] 3. Heisshunger? Fressattacken? Teil 1 […]
[…] Blog Beiträgen von mir beschrieben zu Essanfällen. Wie es dazu kommt könnt ihr übrigens unter Heisshunger? Fressattacken? Teil 1 und der Fortsetzung Heisshunger? Fressattacken? Teil 2 […]
Hallo M0reniita, ich finde den Beitrag echt sehr gut geschrieben muss ich vorab sagen. Großen Lob an dich! In manchen Situationen finde ich mich wieder es ist sehr schwer es zuzugeben, dass man sich selbst erwischt hat in so einer Lage man hofft das es keinen auffällt oder jemand es bemerkt nun ist das echt schwer zu verstehen warum man das macht was man gerade halt macht. z.B bei denn Essattacken..
Und das man es seinem eigenen Körper antut und sich selbst.
Es ist aber gut zu wissen das man nicht alleine auf der Welt damit ist.
Viele Menschen die mit einer Diät angefangen haben und die dann anfangen die Kohlenhydrate zu zählen das ist das schlimmste was Ihr tun könnt da man sich den ganzen Tag fragt was darf ich nun essen? Wie viele Kohlenhydrate befinden sich darin? Ich könnte noch mehrere Fragen auf zählen… Aber gleichzeitig fragt man sich jeden Tag warum man das tut? Dann kommen hin und wieder der kleine Gedanke -> Wieso tue ich mir das an? Wenn ich es doch eh nie schaffen werde!…
Und dann kam die wende in meinem Leben..
Ich sah einen Beitrag der mich so schockierte.. Es war so schrecklich.. Ich hatte mich entschlossen mich einer Person anzuvertrauen über mein „kleines Problem“ nämlich die Essattacken.. Nach mehrmaligen Unterhaltungen kam auch wieder der Mut und die Zielstrebigkeit (Die Kraft) irgendwann mein Ziel zu erreichen.
Es musste nicht schnell gehen ich habe es langsam angehen lassen mittlerweile habe ich die Essattacken nicht mehr so oft klar kommen sie manchmal wieder aber dann versuch ich mich zurück zu halten ich gönne mir ab und zu was aber nicht wann mein Körper es will sondern wenn ich darauf Lust habe.
Du gibst so vielen Frauen Mut und Kraft durch deine Beiträge und deiner Persönlichkeit bitte hör nie damit auf! Ich zieh vor dir den Hut ab das du so offen über deine Probleme schreibst/redest.
Liebe grüße Claudia